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Der Einfluß der Elektronenstrahlqualität

Die Betriebsparameter von ELSA beeinflussen über die eingestellte Elektronenenergie E und den durch die Beschleunigergeomtrie vorgegebenen Krümmungsradius R direkt die in den Ablenkmagneten erzeugte SR. Hierbei werden die Elektronen durch ein zur eingestellten Elektronenenergie passendes Magnetfeld in den Ablenkdipolen und durch fokusierende magnetische Quadrupole in der Nähe der Sollbahn in der horizontalen Beschleunigerebene gehalten. Die Elektronen laufen dort aber nicht auf starren Bahnen um, sondern führen horizontale Schwingungen ( Betatronschwingungen ) um ihre Sollbahn aus, wodurch eine horizontale Elektronenverteilung und eine horizontale Verteilung der Elektronendivergenz entsteht. Durch geringe Dejustagen der magnetischen Felder der zur Strahlführung verwendeten Magnete werden ebenfalls vertikale Schwingungen anregt [Bry91]. Die Kopplung von horizontalen und vertikalen Schwingungen der Elektronen und die Wechselwirkung der Elektronen miteinander erzeugen die im vorhergehenden Abschnitt angesprochene vert. Elektronenverteilung und vert. Divergenz der Elektronen. Diese sind auch abhängig von der Position des betrachteten Quellvolumens in der Magnetstruktur und von den individuellen Einstellungen der verschiedenen Dipole, Quadrupole und Korrekturmagnete in ELSA.
Um trotz der vielen verschiedenen, teilweise zeit- und elektronenstromabhängigen Einflüsse verlässliche Aussagen über die von dem betrachteten Quellvolumen ausgehende SR zu machen, ist die Bestimmung der oben eingeführten eff. vert. Elektronenverteilung während jeder Fluoreszenzmessung unumgänglich.

In Abb. 8 ist die relative Veränderung der spektralen Verteilung zum einen für die an ELSA zu erwartenden Abweichungen von der Energie der Elektronen und dem Krümmungsradius ihrer Bahn gezeigt, zum anderen für mögliche auftretende Schwankungen in Breite und Lage der eff. vert. Elektronenverteilung. Die Elektronenenergie E und der Krümmungsradius R des Elektronenstrahls im Dipolmagneten sind mit einer relativen Genauigkeit in der Größenordnung von festgelegt, um den Betrieb eines Speicherringes zu ermöglichen [Wil92].

Nach Abb. 8 ist die Verschiebung der spektralen Verteilung durch Abweichungen von Elektronenenergie oder Krümmungsradius vernachlässigbar gegenüber den Auswirkungen durch die beobachteten Veränderungen [Kap. 2] der eff. vert. Elektronenverteilung.

Die durchgeführten Abrasterungen der vertikalen SR-Strahlverteilung zeigen bis auf den störenden Einfluß des Eintrittskollimators eine gute Übereinstimmung mit der Annahme einer gaußkurvenförmigen eff. vert. Elektronenverteilung [Abb. 3], für die der Offset ( ) und die Breite ( ) der Verteilung die anzupassenden Parameter sind. In Abb. 9 ist die Abhängigkeit des vertikalen Strahlprofils der parallel und der senkrecht polarisierten Komponenten der SR von der Blendenposition für gaußkurvenförmig angenommene eff. vert. Elektronenverteilungen verschiedener Breite bei fester Photonenenergie dargestellt. Mit zunehmender Breite der Elektronenverteilung steigt die Ausdehnung beider polarisierter Komponenten der SR, die Intensität der senkrecht polarisierten Komponente ist aber gering im Vergleich zur parallel polarisierten.

Das vertikale Strahlprofil der SR einer festen Energie kann trotz des Verlaufs der senkrecht polarisierten Intensität für die folgenden Berechnungen näherungsweise als gaußkurvenförmig mit der Breite angesehen werden. Hierdurch vereinfacht sich die Entfaltung der gemessenen Strahlprofile und der natürlichen Strahlungsdivergenz der SR wesentlich. Während der Offset sich direkt aus den abgerasterten Strahlprofilen ergibt, kann die Breite der eff. vert. Elektronenverteilung () von monochromatisch bei der Photonenenergie E (mit der natürlichen Strahlungsdivergenz ) gemessenen Strahlprofilen der Breite mit folgender Gleichung berechnet werden :

Die in Gl. 2 einzusetzende Elektronenverteilung wird somit gegeben durch:

 
Abb. 8: relative Intensität von berechneten spektralen Verteilungen mit den angegbenen veränderten Parametern, bezogen auf eine Verteilung mit der Elektronenenergie E = 2.30 GeV, dem Krümmungsradius der Elektronenbahn R = 10.88m, dem Abstand vom Quellvolumen zur Blende d = 16.3m, einer Blende der vert. Breite b = 0.25mm und einer Breite der gaußkurvenförmig angenommenen eff. vert. Elektronenverteilung HWHM = 1.0mm ohne Offset der Verteilung

 
Abb. 9: An der Position der Blende zu erwartende vertikale Strahlprofile der parallel (, mitte) und senkrecht
(, rechts) polarisierten Komponente der SR bei fester Photonenenergie 10keV mit Veränderung der Breite
() einer gaußkurvenförmig angenommenen eff. vert. Elektronenverteilung (, links).
Die Darstellungen sind für die Elektronenenergie E = 2.30 GeV, den Krümmungsradius der Elektronenbahn
R = 10.88m, den Abstand vom Quellvolumen zur Blende d = 16.3m berechnet.

Die starke Abhängigkeit der spektralen Verteilung der SR hinter einer vertikalen Blende von der Breite und Ablage der eff. vert. Elektronenverteilung ist in Abb. 10 genauer dargestellt. Mit steigender und steigendem Offset werden die Verteilungen deutlich weicher, d.h. die Anzahl der hochenergetischen Röntgenquanten im Spektrum der SR nimmt stärker ab als die der niederenergetischen. Dies erklärt sich durch die absinkende natürliche Strahlungsdivergenz der SR mit steigender Energie und die daraus resultierende Ausblendung hochenergetischer (schwach divergenter) Anteile. Bei höheren Energien (ab 10 keV) und großer Breite oder großem Offset unterscheiden sich die nach der bzw. dem Offset parametrisierten Kurven fast nur noch durch einen reinen Intensitätsfaktor, die spektrale Verteilung in diesem Bereich ist annähernd gleich. Die hinter der vertikalen Blende sichtbare eff. vert. Elektronenverteilung gleicht sich einer breiten Rechteckverteilung mit lediglich unterschiedlicher Höhe an. Aus den Darstellungen ist auch ersichtlich, daß die spektrale Verteilung der SR in dem betrachteten Bereich bei großer Breite unemfindlicher auf eine Veränderung der und bei kleinem Offset unempfindlicher auf eine Veränderung von diesem reagiert. Abb. 11a stellt die Abhängigkeit der spektralen Verteilung von der Breite der Elektronenverteilung () bei verschiedenem Offset am Beispiel des Verhältnisses zweier SR-Intensitäten niedriger und hoher Photonenenergie dar. Die empfindliche Abhängigkeit dieses Verhältnisses bei keinen Werten der verschwindet auch bei groß gewähltem Offset fast vollständig für ausgedehnte eff. vert. Elektronenverteilungen.
Der Polarisationsgrad der SR hinter einer vertikalen Blende nimmt zu kleinen Photonenenergien hin ab und fällt mit wachsender Breite der eff. vert. Elektronenverteilung (ohne Offset) auf einen Grenzwert des weiterhin energieabhängigen Polarisationsgrades [Abb. 11b]. Dieses Verhalten des Polarisationsgrades beruht, ähnlich dem der spektralen Verteilung, wieder auf der Angleichung der durch die vertikale Blende sichtbaren eff. vert. Elektronenverteilung an eine Rechteckverteilung.

 
Abb. 10a (oben): relative Intensität von berechneten spektralen Verteilungen für verschiedene der eff. vert. Elektronenverteilung, bezogen auf eine ideale Verteilung ohne Offset
Abb. 10b (unten): relative Intensität von berechneten spektralen Verteilungen für verschiedene Werte des Offset der eff. vert. Elektronenverteilung, bezogen auf eine Verteilung mit = 1.0mm ohne Offset
Die Parameter der Berechnungen betragen für die Elektronenenergie E = 2.30 GeV, den Krümmungsradius der Elektronenbahn R = 10.88m, den Abstand vom Quellvolumen zur Blende d = 16.3m und einer Blende der vert. Breite b = 0.25mm

 
Abb. 11a (oben): Verhältnis der SR-Intensitäten bei 10keV und 25keV bei verschiedenem Offset, aufgetragen gegen die einer gaußkurvenförmigen eff. vert. Elektronenverteilung.
Abb. 11b (unten): Polarisationsgrad der SR für verschiedene der eff. vert. Elektronenverteilung ohne Offset der Elektronenverteilung.
Berechnet für Verteilungen mit der Elektronenenergie E = 2.30 GeV, dem Krümmungsradius der Elektronenbahn R = 10.88m, dem Abstand vom Quellvolumen zur Blende d = 16.3m, und einer Blende der vert. Breite
b = 0.25mm



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