Wegen fehlender Streuspektren bei den ersten beiden Messungen im Dezember 94 und Februar 95 ist hier eine Normierung der Spektren nur indirekt möglich. Die experimentell gemessenen Linienintensitäten an dem SYXRF--Aufbau werden von der FPM mit einer sehr hohen Präzision bestätigt [HEIM95].
Somit besteht die Möglichkeit, über die bekannte Zusammensetzung der bestrahlten Targets auf die absolute Intensität der anregenden spektralen Verteilung zu schließen. Die so gewonnenen Normierungsfaktoren für die ersten beiden Meßzyklen wurden zur Sicherheit noch einmal mit den nachgemessenen Reinelementtargets bei funktionierendem Streudetektor der Märzstrahlzeit verglichen, um etwaige Fehler bei der Normierung zu vermeiden.
In die Normierung nach der FPM fließen ein:
Der sich nach dem Programm SXNAX daraus ergebende Intensitätsfaktor ist das Produkt aus Elektronenstrom, Meßzeit und, falls eine nicht quadratische Blende gewählt wurde, dem Faktor der horizontalen Blendenabweichung. Da die Meßzeit und die Blendeneinstellungen sehr genau bekannt sind, läßt sich somit der effektive Elektronenstrom in ELSA berechnen, der die jeweiligen Spektren erzeugt hat. Vergleicht man die reellen ElSA Elektronenströme mit den nach der FMP berechneten effektiven Elektronenströmen, ergibt sich für die einzelnen Meßzyklen ein relativ konstanter Verlustfaktor, wogegen zwischen den Strahlzeiten teilweise erhebliche Unterschiede bestehen. Diese Differenz zwischen den beiden Strömen lassen sich durch Abschattungseffekte der SR erklären [HEIM95].
Da das Untergrundverhalten in den Reinelementspektren aus den ersten beiden Strahlzeiten mit einer hinreichend hohen Statistik aufgenommen wurde, ist es ausreichend, diese Spektren mit dem effektiven ELSA--Elektronenstrom zu korrelieren.
Im Normalfall berechnet man mittels der FPM bei genauer bekannter Zusammensetzung des Streutargets den Intensitätsfaktor für das gemessene Streuspektrum. Bei der März--Strahlzeit wurden die gemessenen Targets nach beiden Verfahren ausgewertet. Der sich daraus ergebende Zusammenhang zwischen Röntgenfluoreszenzintensität des jeweiligen Reinelements und des dazugehörigen Intensitätsfaktors sollte sich bei den ersten beiden Strahlzeiten bestätigen. Vergleicht man die Intensitätsfaktoren nach den verschieden Normierungsmethoden für die jeweiligen Spektren, stimmen diese bei den Metallspektren innerhalb eines Fehlers von 10 % gut überein.
Die Normierung nach den Röntgenfluoreszenzspektren überschätzt bei den Kaptonspektren den effektiven Strom systematisch, da hier die Luftstreuung vernachlässigt wurde. Aufgrund der offenen Probenhalterung ist es schwer, hier eine Näherung für die Luftstreung bei der theoretischen Normierung nach den Röntgenfluoreszenzspektren zu berücksichtigen. Da alle Kaptonspektren bei ähnlicher Meßgeometrie durchgeführt wurden, kann man die Messungen der März Strahlzeit gut zur Nachnormierung verwenden. Weil der Anteil der Luftstreuung mit härter werdender spektraler Verteilung abnimmt, wird der Korrekturfaktor für die Kaptonspektren, die mit härterer SR gemessen worden sind, kleiner. Die Korrekturfaktoren stehen in Tabelle 3.1.
Tabelle 3.1: Normierungsfaktoren für die bei unterschiedlichem
Al--Absorber gemessenen Kaptonspektren aus den ersten
beiden Strahlzeiten für die Röntgenfluoreszenznormierung.
Um Spektren bei verschiedenen Blendeneinstellungen vergleichen zu können, muß der Effekt des Intensitätzuwachses bei vertikaler oder horizontaler Blendenveränderung berücksichtigt werden. Aufgrund der Strahlgeometrie liefert eine horizontale Veränderung der Blenden einen linearen Zusammenhang [DITT93]. In der vertikalen Strahlebene liegt eine Gaußverteilung vor. Nur bei kleinen Blendenvariationen kann man hier einen linearen Zusammenhang annehmen. In der Abbildung 3.4 sieht man den Intensitätszuwachs der vertikalen Blendenbreite in Einheiten der Halbwertsbreite gegen die Gesamtintensität aufgetragen. Die Gesamtintensität ist auf eins normiert. Bis zu 0.5 Halbwertsbreiten läßt sich der vertikale Intensitätszuwachs gut durch eine lineare Näherung wie in der Abbildung 3.4 eingezeichnet wiedergeben. Die verwendeten vertikalen Blendenbreiten liegen deutlich unter der halben Halbwertsbreite der SR, und es kann in erster Näherung ein linearer Intensitätszuwachs angenommen werden.
Abbildung 3.4: Der Intensitätszuwachs für die vertikale Blendenbreite bei einer
angenommenen Gaußverteilung gegen die Gesamtintensität
aufgetragen (gepunktet eingezeichnet). Die Näherung des linearen
Intensitätszuwachs ist als durchgezogene Gerade eingezeichnet.
Die Form der spektralen Verteilung, d.h. das Verhältnis der hochenergetischen zu niederenergetischen Strahlung im anregenden Spektrum ist auch von der Halbwertsbreite des Elektronenstrahls abhängig. Der Effekt der Verbreiterung des Elektronenstrahls macht sich hauptsächlich im niederenergetischen Bereich des Spektrums bemerkbar und wird durch die Verwendung von Aluminiumabsorbern zur Strahlaufhärtung minimiert [HEIM95]. Bei den gemessenen absoluten Strahlhalbwertsbreiten von 2.0 mm bis 6.0 mm und Verwendung von Aluminiumabsorbern ist der Effekt der Deformierung der anregenden spektralen Verteilung zu vernachlässigen.