A. ROSENBERG, A. BRÜNING, H. DITTMANN, D. HEIMERMANN,
A.HEIN,
H.MOMMSEN,G.SARRAZIN,M.BOGHARDT

RFA - Analysen induziert durch Synchrotronstrahlung
der Druckerschwärze von Inkunabeln
Hintergrund :
Die Bestimmung der
Elementzusammensetzung einer Druckerschwärze kann eine Quelle
zusätzlicher Informationen über den Drucker und die Entstehung des
untersuchten Druckwerkes darstellen [Cah81] [Schw87].
Lassen sich zum Beispiel für einen bestimmten Drucker typische
Elementverhältnisse und Konzentrationen in der Druckerschwärze
nachweisen, so mag dies als chemischer Fingerabdruck dienen und
kann so Kriterien für die Zuordnung eines Druckwerks zu dessen
Werkstatt liefern.
Änderungen
in Elementgehalt und Zusammensetzung der Druckerschwärze innerhalb
eines Druckwerkes hingegen ermöglichen unter Umständen Aussagen
über die relative zeitliche Abfolge des Druckvorganges.
Nach den bereits durchgeführten Untersuchungen von Einzelblättern
scheinen besonders die sehr frühen Druckwerke für die Analyse geeignet.
So waren in Druckwerken, die nach 1475 entstanden, die in der
Druckerschwärze nachgewiesenen Elementgehalte oftmals derart gering, daß
sie fast vollständig von Inhomogenitäten, sowohl im Papier als auch
in der Druckerschwärze, verdeckt wurden, und die Annahme einer
hauptsächlich auf Kohlenstoff basierenden Druckerschwärze gerechtfertigt erscheint.
Hingegen ließen sich in früher datierten Druckwerken, z.B. bei Gutenberg, recht hohe
Elementgehalte in den Druckerschwärzen nachweisen [Cah81].
Ungeklärt blieb hierbei, in wieweit die gefundenen Elementgehalte in
den untersuchten
Einzelblättern charakteristisch für die mehrseitigen Werke sind, aus denen
sie entnommen wurden.
Die folgenden Untersuchungen konzentrierten sich daher auf
mehrseitige, auf Zeiten vor, 1475 datierte, Druckwerke, wobei es
folgende Fragestellungen zu klären galt :
- Wie homogen sind die beobachteten Elementgehalte über das
gesammte Druckwerk?
- Gibt es mehrere Seiten, für die die nachgewiesene Zusammensetzung der
Druckerschwärze gleich ist, sich aber von denen anderen Seiten des
gleichen Werkes unterscheidet ( Untergruppen) ?
- Wie wahrscheinlich ist die Exitenz eines chemischen
Fingerabdruckes bei sehr frühen Druckwerken?
Hierfür wurden an die 800 Analysen an 9 mehrseitigen Werken in
12 Exemplaren durchgeführt. Die Auswertung dieser Analysen ist zur
Zeit noch nicht vollständig abgeschlossen, wohl aber sollen im folgenden erste
Ergebnisse vorgestellt werden.
Die Methode :
Die Synchrotron induzierte Röntgenfluoreszenzanalyse ( SYXRF)
besitzt eine Reihe von Vorzügen, die sie für die Analyse der
Druckerschwärzen von Inkunabeln auszeichnet. Sie ist absolut
zerstörungsfrei, multielementar, sehr sensitiv bis in den
Spurenelementbereich und liefert
quantitative Werte [Hei95]. Die hohe Intensität und geringe Strahlaufweitung der
Synchrotronstrahlung ermöglicht zudem Strahldurchmesser von wenigen
( Mikroproben), die es ermöglichen einzelne Bereiche innerhalb eines
Buchstabens zu untersuchen.
Die Analysen an den Inkunabeln erfolgten an dem `Electron Stretcher
Accelerator ( ELSA)` des Physikalischen Instituts der Universität Bonn
bei einer Elektronenenergie von 2.3 GeV.
Bei der Untersuchung von bedruckten Stellen ist jedoch zu beachten,
daß zumindest ein Teil der nachgewiesenen
Fluoreszenzstrahlung von im Papier befindlichen Elementen stammt.
Die Zusammensetzung der Druckerschwärze
ergibt sich somit erst nach Abzug der Elementgehalte des reinen
Papiers, die durch
Messungen unbedruckter Stellen desselben Druckes ermittelbar sind.
Abbildung 1: oben: Röntgenfluoreszenz-Spektrum einer bedruckten (weiß)
und einer unbedruckten (schraffiert) Stelle eines Blattes der 36 zeiligen Bibel
von 1458/1460 (Blatt 106 recto); unten: In der Druckerschwärze der
36 zeiligen Bibel nachgewiesene Elementgehalte von Cu und Pb in
.
Ergebnisse :
Nach dem derzeitigen Stand der Auswetung lassen sich folgende Ergebnisse
zusammenfassen:
- In allen untersuchten Druckwerken konnten Cu und/oder
Pb in Schichtdicken von mehreren
, in
Einzelfällen bis zu 100
, als Bestandteile der Druckerschwärze
nachgewiesen werden. Die Absolutgehalte dieser Elemente konnten
hierbei innerhalb eines Druckwerkes um bis zu einer
Größenordnung schwanken (siehe: Abb.1 oben ). Dies kann auf den
unterschiedlichen Dicken der Druckerschwärzen an den einzelnen
untersuchten Stellen beruhen. Konnte mehr als ein Element signifikant
nachgewiesen werden,
empfiehlt sich daher deren Verhältnisbildung. Liegt der
Gehalt der zur Verhältnisbildung herangezogenen Elemente in der
Druckerschwärze hierbei deutlich über deren Schwankungen im Papier,
so ergeben sich Abweichungen in den Elementverhältnissen von zum Teil
nur noch unter 10 %.
- Bei der Untersuchung der mehrseitigen Inkunabeln konnten bislang
in zwei Werken unterschiedliche Elementmuster innerhalb des
jeweiligen Werkes gefunden werden. Es sind dies:
- Die auf 1458/1460 datierte 36 zeilige Bibel eines noch unbekannten Druckers mit
drei Mustern (siehe Abb.1 unten ) ( Cu/Pb = 0.7; 0.5; 0.2 )
- Die auf 1462 datierte 48 zeilige Bibel von Fust und Schöffer mit
zwei Mustern
( Cu/Pb = 10.0 ; 0.1 )
- Solange in einer Druckerschwärze neben Pb und Cu keine weiteren Elemente
signifikant nachgewiesen werden können, erscheint eine Zuordnung
anhand eines chemischen Fingerabdruckes kaum möglich.
Andere Elemente wie z.B. Zn, Ni, Ti, Fe, K, Ca wiesen jedoch bislang
an bedruckten Stellen kaum Elementgehalte auf, die deutlich über
denen des Papieres lagen.
Literatur :
- [Cah81]
Cahill T.A.,Kusko B.H.,Schwab R.N., 1981
inks and papers in historical documents through external beam PIXE
techniques, Nucl.Instr. Meth. 181,205-08
- [Hei95]
Heimermann D.,1995 Quantitative X-ray
fluorescence analyses using synchrotron radiation, Veröffentlichung
steht aus
- [Schw87]
Schwab R.N., 1987/88 The history of the book and the proton
milliprobe: An application of the PIXE technique of analysis,
Libary Trends 36,53-84
- [Bog88]
Boghardt M., 1988 Die bibliographishe Erforschung der ersten
`Catholicon' Ausgabe(n) Wolfenbütteler Notizen zur
Buchgeschichte Jahrgang XIII, Heft2 ,138-77
Diese Arbeit wurde teilweise gefördert durch Mittel des
Bundesministers für Forschung und Technologie unter dem
Förderkennzeichen 03 MN9 BON