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5.6 Trajanischer Denar

Auch beim Denar weicht die Fälschung von den Originalen in ihrer Elementzusammensetzung ab. Allerdings ist die Differenz im Silbergehalt nicht unbedingt signifikant, da beim Silbergeld des zweiten Jahrhunderts n. Chr. nach dem Verzicht auf den von Nero erlassenen Standard für Silbermünzengif eine Schwankung zwischen 15--20% im Silberanteil der innerhalb eines Jahres geprägten Münzen festzustellen ist[CARS90,WAL77]. Bei den von [WAL77] mit RF--Spektroskopie untersuchten 275 Denaren aus den Jahren 98--117 n.Chr., schwankt der Silberanteil zwischen 77.5--96% mit einem Durchschnittswert von (90.53.6)%. Das bedeutet, daß bei einer reinen Betrachtung des Silbergehaltes die Fälschung mit einem Silbergehalt von (89.42.2)% durchaus als echte Münze gelten könnte.


Tabelle 5.5: Elementkonzentrationen des trajanischen Denars in Prozent mit Angabe der Streuung des Mittelwertes, des Prägejahres und der Anzahl der Meßwerte pro Münze

 

Betrachtet man jedoch noch den Nickel- und Zinkgehalt, so kann man sowohl in der Konzentration (s. Abbildungen 5.13 gif, 5.14 gif), als auch in der Streuung (s. Abbildungen 5.15 gif, 5.16 gif) einen deutlichen Unterschied feststellen. Der Zn--Gehalt der Originale ist mit (460410) ppm um 84% niedriger als bei der Fälschung mit (0.290.12)%. Noch offensichtlicher wird die Differenz im Ni--Gehalt. Nickel konnte bei den Originalen nur an 9 von insgesamt 22 Meßpunkten mit einer mittleren Konzentration von (3070) ppm nachgewiesen werden, was bedeutet, daß Nickel als reine Verunreinigung an der Münzoberfläche anzusehen ist. In der Fälschung dagegen ist Nickel mit (420320) ppm relativ stark vertreten. Dies könnte darauf deuten, daß es sich um eine ,,moderne`` Fälschung handelt, wobei Nickel als Verunreinigung im Kupfer angesehen werden muß. Bei den silberhaltigen Erzlagerstätten die den Römern zur Verfügung standen (Südspanien, Balkan, Karpaten usw. [ULM76]), handelt es sich nur um Blei-, Blei/Zink-, Gold/Silber- und die eigentlichen Silbergif-Erzgänge[GME70]. Die Gewinnung von Silber aus Kupfererzen, deren Begleitmetalle häufig Eisen, Nickel, Zink, Arsen, Antimon, Blei und Wismut sind, dürfte den Römern nicht bekannt gewesen sein, zumal der Silbergehalt hier sehr gering ist. Für eine ,,moderne`` Fälschung spricht auch der um 93% geringere Hg--Anteil in den Originalen, wobei Hg nur an 8 von 22 Meßpunkten der Originale nachgewiesen werden konnte. Dies könnte darauf hinweisen, daß das Silber der Fälschung über Amalgamation (erst seit dem 16. Jahrhundert bekannt[GME70]) gewonnen wurde.

Der unterschiedliche Gold- und Wismutanteil in den Originalen könnte bedeuten, daß für die Herstellung dieser Münzen entweder verschiedene Rohstoffe verwendet wurden oder die Produktionsqualität der für die Legierung nötigen Metalle unterschiedlich war.

Insgesamt ist jedoch eine eindeutige Interpretation der Meßwerte nicht möglich. Zum einen ist hier die Zahl der analysierten Denare nicht hoch genug, zum anderen sind auch bei den Römern verschiedene Methoden der Silberproduktion üblich gewesen (z.B. Minenproduktion oder Einschmelzen von Silbermünzen und -gegenständen).

 
Abbildung 5.13:   Ni-, Cu-, Zn-, Ag-Konzentrationen in Prozent des trajanischen Denars, aufgetragen gegen die Ag-- bzw. Cu--Konzentration; Fehler aus Unsicherheit im Targetwinkel

 
Abbildung 5.14:   Au-, Pb-, Bi-Konzentrationen in Prozent des trajanischen Denars, aufgetragen gegen die Ag-- bzw. Cu--Konzentration; Fehler aus Unsicherheit im Targetwinkel

 
Abbildung 5.15:   Abstand der Meßwerte für Ni, Cu, Zn und Ag zur jeweiligen mittleren Elementkonzentration des echten trajanischen Denars; eingezeichnet ist jeweils noch die 1--Breite; f: Fälschung, 1--5: Originale, b: Bildseite, k: Kopfseite

 
Abbildung 5.16:   Abstand der Meßwerte für Au, Hg, Pb und Bi zur jeweiligen mittleren Elementkonzentration des echten 24 trajanischen Denars; eingezeichnet ist jeweils noch die 1--Breite; f: Fälschung, 1--5: Originale, b: Bildseite, k: Kopfseite



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