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3.1 Cäsiummagnetometer

3.1.1 Technik

Bei dem hier benutzten Cäsiummagnetometer handelt es sich um den Typ G-858 der Firma Geometrics Inc.. Im Gegensatz zu herkömmlichen Absorptionszellenmagnetometern, deren Frequenz ständig durchgestimmt werden muß, um das Absorptionsminimum und somit die magnetische Flußdichte zu bestimmen, wird die Frequenz des HF-Signals dieses Gerätes ständig dem Absorptionsminimum bei tex2html_wrap_inline4712 (Larmor-Frequenz) angepaßt. Man geht folgendermaßen vor, um dies zu erreichen: Das Signal der Fotozelle besitzt eine der Zeeman-Aufspaltung entsprechende leichte HF-Modulation im mV-Bereich. Dieses Signal wird nun auf 2V verstärkt und zur Hochfrequenzspule zurückgekoppelt, so daß diese direkt mit der Larmor-Frequenz schwingt. Die Zelle absorbiert also ständig, und man stellt hinter ihr ein permanentes Minimum der Lichtintensität fest (Abbildung 2.2). Ein solches Magnetometer nennt man selbstoszillierendes Cäsiumabsorptionszellenmagnetometer [Smi97]. Der Meßbereich des Magnetometers deckt Werte von tex2html_wrap_inline4716 bis tex2html_wrap_inline4718 ab. Desweiteren ist noch zu beachten, daß der zylindrische Sensor über sogenannte   Totzonen verfügt. Fällt das Magnetfeld in eine dieser Totzonen ein, so ist das Meßgerät bauartbedingt nicht in der Lage ein vernünftige Feldmessung durchzuführen, und es zeigt tex2html_wrap_inline4720 an. Um dies zu vermeiden, sollte die Symmetrieachse des Sensors im Winkel von tex2html_wrap_inline4722 zum Erdmagnetfeld eingestellt werden [Smi97].

   

3.1.2 Gradiometeranordnung

Da man die Auswirkung des Tagesganges auf die Messungen so gering wie möglich halten möchte, wird in Gradiometeranordnung gemessen. Eine solche Anordnung besteht aus zwei Meßsonden, die in unserem Fall in einem Abstand von tex2html_wrap_inline4724 vertikal übereinander angebracht sind. Die untere Sonde befindet sich in einer Höhe von tex2html_wrap_inline4726 über dem Boden. Hierbei ist allerdings zu beachten, daß kein tatsächlicher Gradient gemessen wird, da hierfür die Grenzwertbedingung
equation446
nicht erfüllt ist. Tatsächlich wird in unserem Fall die Differenz der magnetischen Flußdichten zweier Orte im vertikalen Abstand von tex2html_wrap_inline4724 gemessen:
equation450
Breiner gibt an, daß die Gradientenbedingung erst hinreichend erfüllt ist, wenn tex2html_wrap_inline4730 kleiner als ein Fünftel des Abstands von der Anomalie ist [Bre73]. Man sollte also beachten, daß es sich nicht um einen wirklichen Gradienten, sondern nur um eine Differenz handelt, wenn im weiteren Verlauf dieser Arbeit davon die Rede sein wird.

Es wurde ein Tagesgang über tex2html_wrap_inline4732 mit beiden Sensoren in einem Abstand von tex2html_wrap_inline4724 aufgenommen, um zu überprüfen, wie gut die Gradiometeranordnung die Tagesgangschwankungen korrigiert. Hierbei betrug das Meßintervall tex2html_wrap_inline4736. Die Meßwerte wurden in einem stark besiedelten Gebiet aufgenommen, so daß mit Störungen, die auf die Zivilisation zurückzuführen sind, gerechnet werden muß. Abbildung 3.1 stellt die Meßwerte des oberen Sensors, des unteren Sensors und die Sensordifferenz dar. Die Totalintensität des Magnetfeldes schwankte an diesem Tag zwischen tex2html_wrap_inline4738

und tex2html_wrap_inline4740 um ca. tex2html_wrap_inline4742. Deutlich ist das Minimum der Intensität gegen Mittag zu erkennen, was auf ein Maximum der Aktivitäten in der  Ionosphäre und der  Magnetosphäre zurückzuführen ist (höchster Sonnenstand). Die Sensordifferenz zeigt diese großen Schwankungen nicht. Der fallende Trend der magnetischen Flußdichte gegen Mittag ist aufgehoben worden. Dennoch sind deutliche Änderungen zu beobachten, die im Bereich von tex2html_wrap_inline4744 liegen. Gegen 23.00 Uhr wird ein starker Abfall der Sensordifferenz beobachtet. Dies ist wahrscheinlich auf Umwelteinflüsse zurückzuführen. Hierzu zählen in erster Linie Veränderungen der Sensorpositionen durch Wind und elektrische Geräte, die sich in der Nähe des Meßplatzes befinden. Der Abstand zu den nächsten Häusern betrug ca. tex2html_wrap_inline4746, so daß sogar mit Störungen gerechnet werden muß, wenn der Nachbar sein Auto in die Garage fährt. Um ca. 10.00 Uhr beobachtet man ein plötzliches Ansteigen der Differenz, die sich eine kurze Zeit auf diesem Niveau hält, um dann wieder auf ihren ursprünglichen Wert zu sinken. Hier muß davon ausgegangen werden, daß diese Störung in unmittelbarer Umgebung des Meßplatzes stattfand. Es wurde, wie auch immer, für kurze Zeit ein Magnetfeld erzeugt, das in der Sensoranordnung eine Differenz von knapp tex2html_wrap_inline4748 auslöste. Hieraus wird ersichtlich, mit welchen Störungen man zu rechnen hat, wenn man in Zivilisationsnähe prospektieren möchte.    

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Abbildung 3.1: Messung des Tagesganges vom 25. auf den 26.05.97.

   

3.1.3 Datenaufnahme

  Das Intervall der Meßwertaufnahme kann in 0.1sec-Schritten zwischen tex2html_wrap_inline4754 und 1h variiert werden. Zur Speicherung der Daten im Binärformat steht intern ein 1MB großer Speicher zur Verfügung. Die Daten können wahlweise direkt über eine RS-232 Schnittstelle an einen PC transferiert werden oder nach Abschluß der Messung aus dem Speicher des Meßgerätes heruntergeladen werden. Die Speicherkapazität reicht für eine dreistündige Messung in Gradiometeranordnung mit einem Meßintervall von tex2html_wrap_inline4754 aus.

Es besteht die Möglichkeit, Referenzpunkte, die sogenannten Marken, zu setzen, um die Positionierung der Meßdaten vorzunehmen. Jeweils am Beginn einer Linie, die man abschreitet, setzt man eine Marke mittels Knopfdruck. Erreicht man die vorher genau festgelegten Referenzpunkte, drückt man erneut den Markenknopf. Ist man am Linienende angelangt, muß man den Linienknopf drücken. Damit hat man die Meßwertaufnahme beendet und kann die nächste Linie vermessen. Um eine automatische Positionierung vornehmen zu können, ist das Gerät mit Marken- und Linieneingängen ausgestattet, die auf Masse gelegt werden müssen, um ein Marken- oder Linienereignis auszulösen. Diese Aufgabe übernimmt die in Abschnitt 3.3 beschriebene Positionierungselektronik, so daß ein Betätigen der Knöpfe entfällt. Die Anschlußbelegung des Meßgeräts befindet sich im Anhang A.1.    

 

3.1.4 Fehler

Präzision des Meßgerätes

  Die Bestimmung der Präzision des Meßgerätes in Abhängigkeit vom Meßintervall erfolgte, indem bei vier verschiedenen Meßintervallen jeweils 100 Differenzmessungen am selben Ort durchgeführt und der jeweilige tex2html_wrap_inline4762-Fehler (doppelte Standardabweichung) bestimmt wurde. Da hierbei aber aufgrund der Mikropulsationen immer eine kleine lokale Änderung des Gradienten mit der Zeit beobachtet wurde und so die Bestimmung des reinen Meßfehlers nicht möglich war, wurde diese zeitliche Variation des Erdmagnetfeldes rechnerisch eliminiert. Hierzu wurde ein Polynomfit durchgeführt, der die Änderung des Magnetfeldes phänomenologisch simuliert. Dieser wurde von den Meßwerten abgezogen. Dadurch hat man nun auf eine konstante Differenz normiert und kann die statistischen Fehler unter der Annahme einer Normalverteilung der Meßwerte bestimmen. Abbildung 3.2 zeigt die Korrektur der Daten am Beispiel des Meßintervalls von tex2html_wrap_inline4764.

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Abbildung 3.2: Korrektur der Gradientenänderung durch einen Polynomfit. Die im oberen Diagramm dargestellten Meßdaten wurden an ein und demselben Ort mit einem Meßintervall von tex2html_wrap_inline4764 aufgezeichnet. Deutlich ist die Änderung des Gradienten zu sehen, die durch das eingezeichnete Polynom phänomenologisch erfaßt wird. Im unteren Diagramm sieht man die korrigierten Meßdaten nach Addition des Mittelwertes und Subtraktion des Polynoms. Der Einfluß der zeitlichen Gradientenänderung ist verschwunden.

Werksseitig wird der tex2html_wrap_inline4762-Fehler in Abhängigkeit vom Meßintervall T für einen Sensor wie folgt angegeben [Geo95]:
equation493

Für eine Differenzmessung zweier Sensoren folgt also für den tex2html_wrap_inline4762-Fehler nach Gauß'scher Fehlerfortpflanzung:
equation497
Die Ergebnisse dieser Messung sind in Tabelle 3.1 und Abbildung 3.3 dargestellt. Die Meßfehler stimmen innerhalb ihres statistischen Fehlers mit den Herstellerangaben überein. Alle nachfolgenden Messungen wurden mit einem Meßintervall von tex2html_wrap_inline4754 durchgeführt, so daß man für die Sensordifferenz von einem Fehler von tex2html_wrap_inline4774 ausgehen kann.

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Tabelle 3.1: Ergebnisse der Differenzmessung nach Korrektur der Einflüsse der Mikropulsationen (siehe Abb. 3.3) 

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Abbildung 3.3: Meßfehler des Magnetometers in Gradiometeranordnung (Differenzmessung) in Abhängigkeit vom Meßintervall

Einfluß der Mikropulsationen auf die Datenreproduzierbarkeit

Da die ständig auftretenden Mikropulsationen die Reproduzierbarkeit der Messung beeinflussen, soll an dieser Stelle kurz untersucht werden, in welcher Größenordnung diese Beeinflussung liegt. In Abschnitt 3.1.4 wurden diese Einflüsse phänomenologisch eliminiert, um die tatsächliche Präzision des Meßgerätes zu bestimmen. Nun kann man bei einer Prospektion die zeitlichen Änderungen ohne eine zeitlich hochaufgelöste Tagesganganalyse nicht von der örtlichen Änderung des Gradienten unterscheiden, so daß man an der Größenordnung des Einflusses dieser zeitlichen Schwankung interessiert ist. Es ist allerdings zu beachten, daß es sich hierbei um eine Abschätzung handelt. Die Messung stimmt für den Augenblick, in dem sie durchgeführt wurde. Hieraus lassen sich aber keine Rückschlüsse auf ein zukünftiges zeitliches Verhalten des Magnetfeldes ziehen. Dies ist der Hauptgrund, warum während eines  Magnetsturmes die magnetische Prospektion zu keinen guten Ergebnissen führt.

Mit einem Meßintervall von tex2html_wrap_inline4754 wurde tex2html_wrap_inline4790 lang die Differenz tex2html_wrap_inline4792 an einem festen Ort mit einem vertikalen Sensorabstand von tex2html_wrap_inline4724 bestimmt. Aus diesen 600 Meßwerten wurden der Mittelwert und der tex2html_wrap_inline4762-Fehler bestimmt. Abbildung 3.4 zeigt die Häufigkeitsverteilung dieser Meßwerte. Der Mittelwert beträgt
equation528
und die doppelte Standardabweichung beträgt
equation531
Die Daten waren also in diesem Fall mit einem Fehler von tex2html_wrap_inline4800 innerhalb einer Meßzeit von tex2html_wrap_inline4790 reproduzierbar. Dieser Fehler ist ungefähr dreimal größer als die eigentliche Meßpräzision des Gerätes.

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Abbildung 3.4: Histogramm der Meßwerte einer Reproduzierbarkeitsmessung von tex2html_wrap_inline4790 Dauer mit einem Meßintervall von tex2html_wrap_inline4754.

Temperaturdrift

Ein weiterer Fehler ist die Temperaturdrift. Sie wird mit tex2html_wrap_inline4810 angegeben [Geo95]. Hierbei ist also zu beachten, daß das Meßgerät einer ausreichenden Akklimatisation unterzogen wird und sich nicht erst während der Messung aufwärmt bzw. abkühlt.

Heading Error

 

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Abbildung 3.5: Experimenteller Nachweis des Heading Errors

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Abbildung 3.6: Meßdaten zum Nachweis des Heading Errors

Der sogenannte  ,,Heading Error`` tritt auf, falls sich der Winkel zwischen Magnetfeldrichtung und Sensorachse ändert. Dies ist z.B. der Fall, wenn bidirektional gemessen wird. Hierbei wird ein Offset zwischen zwei benachbarten Linien beobachtet. Dieser Fehler kommt durch leichte magnetische Verschmutzungen im Sensor selbst und durch fehlerhafte Ausrichtung beim Zusammenbau der Sensoren zustande [Smi97]. Weiterhin ändert sich die relative Position des Meßwagens und der Person, die die Messung durchführt. Er wird durch das in Kapitel 4 besprochene selbstentwickelte Programmpaket XMAGCAL korrigiert.

Zum Nachweis des Heading Errors des von uns benutzten Meßgerätes wurde eine Differenzmessung bei verschiedenen Winkeln durchgeführt. Hierzu wurden beide Sensoren senkrecht montiert. Der Winkel wurde geändert, indem beide Sensoren um ihre Symmetrieachse gedreht wurden. Hierdurch erfaßt man den Heading Error der Gradiometeranordnung. Das Meßintervall betrug tex2html_wrap_inline4812, woraus folgt, daß mit einer Präzision von tex2html_wrap_inline4814 gemessen wurde. Mit tex2html_wrap_inline4816 wurde ein relativ kleiner Sensorabstand gewählt, um Störeinflüsse durch möglicherweise vorhandene Anomalien am Meßplatz so klein wie möglich zu halten. Norden entspricht einem Winkel von 0°. Für die Winkel 0°, 45°, 90°, 135°, 180°, 225°, 270°, 315° und 360° wurden jeweils 38 Meßwerte aufgenommen. Abbildung 3.6 zeigt die Meßdaten der beiden Sensoren, so wie deren Differenz. Hier ist gut zu erkennen, daß eine Differenzmessung die störenden Mikropulsationen eliminiert. Abbildung 3.5 zeigt die Mittelwerte der Differenzen zwischen den beiden Sensoren in Abhängigkeit vom Winkel. Der Fehler in der Sensordifferenz wurde durch die Meßpräzision abgeschätz, für den Winkel wurde ein Fehler von 5° angenommen. Die Werte bei 0° und 360° stimmen innerhalb ihrer Fehler überein, woraus man schließen kann, daß kein Trend in der Differenz während dieser Messung stattgefunden hat. Desweiteren stellt man fest, daß die minimale Differenz bei Winkeln von 0° und 180° auftritt. Maxima bilden sich bei 90° und 270° aus. Verdreht man den Sensor also um 180°, so zeigt er ein ähnliches Verhalten in Bezug auf den Heading Error.    

 


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Peter Kretz
Thu Oct 2 17:31:53 CEST 1997