Die Streuung der SR an Targetatomen kann in analoger Weise zur Röntgenfluoreszenz nach der Methode der fundamentalen Parameter berechnet werden. Mit Berücksichtigung der Polarisation der SR wird der kohärent gestreute Anteil nach der Thomson Gl. [Jac83] durch :
beschrieben, der inkohärent gestreute Anteil nach der Klein-Nishina Gl. [Eva55] bestimmt :
Die Streurechnung nimmt zur Vereinfachung ein dünnes Target an und vernachlässigt deshalb Absorption im Target und Doppel- oder Mehrfachstreuung. Die verwendeten kohärenten Formfaktoren und inkohärenten Streufakforen sind mit einer Genauigkeit von 3% - 5%, je nach betrachtetem Element und Energiebereich bekannt [Hub75, Hub79].
Unter Beachtung der unterschiedlichen Endenergien der Streuintensitäten bei der Addition kohärenter und inkohärenter Streuung läßt sich ein Streuspektrum für eine gegebene anregende spektrale Verteilung und ein bekanntes, dünnes Target errechnen [Str93]. Zur Verbesserung der Anpassung von Streurechnung und gemessenem Streuspektrum wird neben der Nachweiswahrscheinlichkeit der Einfluß zusätzlicher Detektoreigenschaften, wie Energieauflösung und Intensitäts- oder Energieverluste im Detektorkristall (Escape-Wahrscheinlichkeit, Elektronenverluste) auf das Spektrum berücksichtigt [Jen81].
Der Vergleich von Streumessung und Streurechnung erlaubt eine empfindliche Kontrolle der anregenden spektralen Verteilung und ermöglicht eine genaue Bestimmung der experimentell vorhandenen SR-Intensität.
In Abb. 15b ist das gerechnete Streuspektrum
einer Aluminiumfolie für die anregende spektrale Verteilung
Abb. 15a nach durchlaufen verschiedener Aluminiumabsorber gezeigt.
Die Ähnlichkeit von spektraler Verteilung und Streuspektrum
beruht im vorderen, ansteigenden Teil auf der starken
Absorption der verwendeten Strahlabsorber und im hinteren
abfallenden Bereich auf dem Intensitätsabfall des SR-Spektrums
zu hohen Energien.
Der eigentliche Einfluß der Streuung auf das Streuspektrum ist im Vergleich
zu diesen Effekten schwach.
Die Position des Streuberges im Spektrum hängt empfindlich
von der Dicke des zur Aufhärtung der SR eingesetzten Aluminiumabsorbers ab.
Bei den verwendeten Absorberdicken
können Verschiebungen des Streuspektrums durch 20-30 m Aluminium
noch festgestellt werden.
Zur Festlegung der Position des Streuberges
in einem mit statistischen Schwankungen der Zählraten behafteten,
experimentell bestimmten Spektrum eignen sich die vordere und hintere
Flanke des Streuberges wesentlich besser als das flache Maximum.
Als Flankenposition wird die Energie des mit hoher
Genauigkeit feststellbaren Abfalls der Streuintensität auf die
Hälfte gewählt.
Der Einfluß durch Unsicherheiten
anderer Größen wirkt sich auf die Position des Streuberges kaum aus.
In Tab. 3 sind im oberen Teil die Positionsveränderungen durch
große, leicht feststellbare Änderungen von Parametern zur
Berechnung des SR-Spektrums
den Verschiebungen des Streuspektrums durch 25m Aluminium
für verschiedene absolute Absorberdicken im unteren Teil
gegenübergestellt.
Die Genauigkeit der Festlegung der Flankenposition in den
Streuspektren durch die Berechnung nach der FPM hängt
nur schwach von der Geometrie, den einzurechnenden
Detektoreigenschaften oder der Dicke und dem Material des
Streutargets ab. Wegen des schwachen Einflußes der Streuung auf das
Spektrum bewirken die Fehler in der Angabe der Formfaktoren F(q,Z)
und Streufaktoren S(q,Z) von 5% für die
Flankenposition lediglich eine Unsicherheit im Bereich von 20eV.
Da die Berechnung der spektralen Verteilung der SR nach der
Lippmann-Schwinger Gl. mit den angebrachten Korrekturen
zur Breite und Ablage der Elektronenverteilung ebenfalls keine
nennenswerten Fehler bei der Angabe der Position des Streuspektrums
bewirken kann, läßt sich besonders aus der vorderen Flankenposition
ein genauer Wert der Flächenbelegung des Absorbers
bezüglich der angegebenen Absorptionsquerschnitte bestimmen.
Diese Flächenbelegung stimmt mit der mechanischen zwar nur im Bereich
der Fehler der gewählten Absorptionsquerschnitte überein, sie
liefert aber einen besseren
Wert des Exponenten
in Gl.5, Kap. 3.4
zur Berechnung der anregenden spektralen Verteilung der SR nach
Durchlaufen der Absorber.
Tab. 3:
Abhängigkeit der Verschiebung der Flankenposition des Streuberges
von verschiedenen Parametern zur Berechnung der anregenden
spektralen Verteilung.
Abb. 15a (oben): normierte anregende spektrale
Verteilung für die parallele Komponente der SR, berechnet mit der
Elektronenenergie E = 2.3GeV, dem
Krümmungsradius R = 10.88m, dem Abstand d = 16.3m vom
Quellvolumen der SR und einer Blende der vert. Breite
b = 0.1mm bei einer gaußkurverförmig angenommenen
Elektronenverteilung der HWHM = 1.0mm ohne Offset.
Abb. 15b (unten): normierte Berechnung der
Streuspektren an einer 1 dicken Aluminiumfolie für
verschiedene Dicken von Aluminiumabsorbern im weißen Strahl
mit den oben dargestellten anregenden spektralen Verteilungen
und den Streuwinkeln
und
.
Die Detektorparameter sind als ideal angenommen und die Absorption
der Strahlung zwischen Target und Detektor ist vernachlässigt.