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TXRF mit Objektträger

Objektträger

An einen Objektträger, der bei der TXRF eingesetzt wird, werden einige Anforderungen gestellt [Schw92]:

Zu ersten Test der TXRF mit Objektträgern wurden einfache Glasobjektträger verwendet, wie sie üblicherweise bei der Mikroskopie benutzt werden. Es stellte sich jedoch heraus, daß diese bereits aufgrund ihrer Zusammensetzung als Objektträger bei Röntgenfluoreszenzmessungen ungeeignet sind.
Es wurden vor allem Bestandteile an Kalium, Kalzium, Eisen und Strontium nachgewiesen. Alle vier Elemente sind mit ihren Oxiden bekannte Zusatzstoffe bei der Glasherstellung. In Tabelle gif sind die Ergebnisse einer SYXRF Messung eines solchen Glasobjektträgers zu sehen:

   table1327
Tabelle: Mit SYXRF gemessene Zusammensetzung eines Glasobjektträgers

Außerdem wurden Fragmente des bereits vorgestellten reinen Siliziumwafers und des titanbeschichteten Wafers getestet. Der Siliziumwafer stellte sich als relativ rein in seiner Zusammensetzung heraus (Eisen und Kupfer unter 50 ppm, Zink unter 20 ppm). Es ergaben sich jedoch aufgrund seiner Kristallstruktur Braggreflexe, die im Spektrum störten. Die Intensität und Energie der Reflexe war winkelabhängig.
Beim beschichteten Wafer ergab sich erwartungsgemäß eine starke Ti tex2html_wrap_inline4303 , Ti tex2html_wrap_inline4011 -Strahlung. Diese konnte zwar bei kleinen Einfallwinkeln reduziert werden, störte aber dennoch gerade im niederenergetische Teil des Spektrums. Zudem konnten Anteile an Eisen (etwa 0.4%) und Nickel (etwa 600 ppm) in der Titanschicht nachgewiesen werden.
In Abbildung gif sind mit SYXRF aufgenommenen Spektren der getesteten Reflektoren zu sehen. Die Zusatzlemente im Glasobjektträger sind deutlich zu erkennen. Bei dem Siliziumwafer treten im Spektrum, daß unter tex2html_wrap_inline3355 aufgenommen wurde, insgesamt drei Braggreflexe ( 12.8, 19.2 und 25.6 keV) auf. In der Messung, die unter tex2html_wrap_inline4319 aufgenommen wurde, sind zwei davon verschwunden, während der dritte zu einer Energie von 24.3 keV gewandert ist. Zwei der Reflexe können auch bei dem titanbeschichteten Siliziumwafer beobachtet werden. Bei streifendem Einfall sind allerdings aufgrund der geringen Eindringtiefe keine Reflexe aus dem Silizium mehr zu erwarten.

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Abbildung: SYXRF Spektren verschiedener getesteter Objektträger - Zu sehen sind hier die Fluoreszenzspektren des Glasobjektträgers und der beiden getesteten Wafer. Im Spektrum des Glasobjektträgers sind deutlich die Anteile an Kalzium, Eisen und Strontium zu erkennen. Im Siliziumspektrum unter tex2html_wrap_inline3355 fallen vor allem drei Reflexe auf, von denen zumindest zwei auch im entsprechenden Spektrum des titanbeschichteten Wafers zu sehen sind. Die Reflexe verschwinden, wenn das Target um tex2html_wrap_inline4325 gedreht wird.

In Abbildung gif ist das Ergebnis einer TXRF Messung mit einem titanbeschichteten Wafer zu sehen. Als Probe wurde hierbei in Wasser vermischtes tex2html_wrap_inline4327 und tex2html_wrap_inline4329 verwendet. Aufgetragen sind die relativen Linienintensitäten von Kalzium und Eisen und im Vergleich dazu die Linienintensität des Titans aus dem Reflektor gegen den Einfallswinkel auf die Oberfläche. Man sieht deutlich, daß die Intensität der Titanlinie bei kleinen Einfallswinkeln abnimmt. Dahingegen scheint sowohl das Kalzium, als auch das Eisen bei einem Einfallswinkel von 5 mrad optimal angeregt zu werden.

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Abbildung: TXRF Messung mit titanbeschichtetem Wafer - Mit einem titanbeschichteten Wafer als Objektträger wurde ein Probe mit tex2html_wrap_inline4327 und tex2html_wrap_inline4329 im streifenden Einfall angeregt.

Ein Nachteil zumindest des titanbeschichteten Wafermaterials war, daß die Oberfläche sich als äußerst empindlich herausstellte und der Wafer dadurch nach Gebrauch nicht akzeptabel gereinigt werden konnte. Das Probenmaterial griff die Titanschicht an und selbst ein vorsichtiges Säubern der Oberfläche mit einem Zellulosetuch führte zu Beschädigungen. Damit eigneten sich die beschichteten Wafer nur bedingt als Objektträger für standardmäßige Messungen.
Als Reflektormaterial für die TXRF Messungen wurden schließlich reine Quarzobjektträger ausgewählt (Westdeutsche Quarzschmelze, Geesthacht), die speziell zur Anwendung bei TXRF Messungen hergestellt werden [ATO95]. Es handelt sich um runde Scheiben mit einem Durchmesser von 30 mm und einer Dicke von 3 mm. Die Oberflächenrauhigkeit liegt im Bereich <10 (laut Angabe). Das hochreine Quarz (Synsil) wurde mehrfach mit konventioneller SYXRF untersucht und es ließen sich keine nennenswerten Verunreinigungen feststellen. Im SYXRF Spektrum des Quarzwafers sind lediglich Fluoreszenzlinien von Eisen und Kupfer zu erkennen. Sofern sich diese Elemente im Quarz befinden, können sie mit <1 ppm abgeschätzt werden. Es besteht aber die Möglichkeit, daß es sich um eine Fluoreszenzanregung des Probenhalters oder anderer Bestandteile des Meßaufbaus über Streustrahlung handelt. Bei anderen hochreinen Proben wurden nämlich auch schon zu hohe Eisen- und Kupferanteile festgestellt [Mom96b].

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Abbildung: Quarzobjektträger aus Synsil - Die beiden Spektren stammen von einem Quarzwafer, der einmal mit einem Einfallswinkel von tex2html_wrap_inline3355 angeregt wurde und einmal im streifenden Einfall von etwa tex2html_wrap_inline4347 . Im normalen XRF Spektrum sind geringe Zählraten für Eisen und Kupfer festzustellen die einer Konzentration von <1 ppm entsprechen würden, wenn sie aus dem Wafer selber stammen. Bei streifendem Einfall sieht man geringe Konzentrationen an Tantal und Zink, die sich anscheinend an der Oberfläche befinden.

Bei Messungen der Quarzobjektträger ohne Probe im streifendem Einfall waren jedoch Spuren an Tantal und Zink festzustellen. Es scheint sich hierbei um Elementkonzentrationen an der Oberfläche zu handeln, da die Fluoreszenzlinien erst bei streifendem Einfall auftraten.
Wie bereits angedeutet, wurden die Objektträger mehrfach eingesetzt. Das setzt eine Reinigung zwischen den Messungen voraus. Der erste Schritt hierbei war das Beseitigen von groben Probenresten mit einem Zellulosetuch. Danach wurden die Objektträger für mehrere Tage abwechselnd in ein Bad mit reinem Isopropylalkohol bzw. destilliertem Wasser gelegt. In einem weiteren Bad in Isopropylalkohol wurden sie für 15 min ultraschallgereinigt. Schließlich wurde jeder Objektträger noch einmal vor dem Einsatz mit Isopropanol gespült. Alternativ zum Ultraschallbad wurden die Objektträger zur Säuberung in einer Reinigungslösung für etwa 30 min gekocht. Es konnten jeweils keine nennenswerten Rückstande auf der Quarzoberfläche gefunden werden. Daher wurden die Objektträger keiner weiteren Reinigung unterzogen. Ergänzend könnten die Objektträger in einem verdünnten Säurebad gespült werden [Schw92].
Vor den TXRF Messungen wurde die jeweilige Probe zunächst auf den Quarzobjektträger aufgetragen. Dabei wurden sowohl Proben in Pulverform verwendet, als auch Proben vor der Messung in destilliertem Wasser oder in Säure aufgelöst. Die flüssigen Proben wurde vor den Messungen an Luft getrocknet. Nach dem Probenauftrag bzw. dem Trocknen erfolgte die Befestigung des Objektträger im Targethalter (siehe Abbildung gif). Aufgrund der Meßgeometrie konnte es hierbei zu Probenverlust kommen, da die Reflektoroberfläche senkrecht gestellt werden mußte. Mit Hilfe eines Justagelasers wurde die Probe auf dem Objektträger in etwa in die Strahlposition gebracht. Hiernach konnte bei offenem Strahl der Einfallswinkel eingestellt werden. Dabei wurde der Strahlfleck auf dem Zn/Cd Leuchtschirm über die Videokamera beobachtet. Sobald eine Totalreflexion zu erkennen war, konnte die Nullposition des Goniometers festgestellt werden. Hiernach wurden zumeist bei mehreren Winkeln im Bereich 0.5 bis 2.0 mrad Fluoreszenzmessungen vorgenommen. Dabei wurde versucht die Fluoreszenzintensitäten zu optimieren. Teilweise war hierzu eine nachträgliche horizontale Justage des Objektträgers notwendig, da die Oberfläche mitunter nicht genau über dem Drehpunkt lag. So konnte bei flachen Winkeln der Strahl zum einen auf die Vorderkante des Objektträgers treffen und dort Streustrahlung erzeugen oder zum anderen die Oberfläche gar nicht mehr treffen. Bei den Fluoreszenzmessungen selber war der Strahlfleck auf dem Leuchtstofftarget nicht zu sehen, da der hier sichtbare niederenergetische Anteil der Strahlung zumeist durch entsprechende Aluminiumabsorber unterdrückt wurde.

Spurenelementanalysen

Die ersten TXRF Messungen mit den Quarzwafern wurden an einer Pflanzenasche durchgeführt. Die Asche wurde in destilliertes Wasser gegeben, mit diesem vermischt und ein Tropfen der Probe auf den Objektträger aufgetragen. Hierzu wurde der Cutoff Spiegel in den Strahl gefahren, der die Intensität des anregenden Spektrums ab etwa 13 keV unterdrückte. In Abbildung gif ist das Spektrum einer Messung im streifenden Einfall auf den Objektträger bei etwa 2.5 mrad zu sehen und im Vergleich dazu ein Spektrum des gleichen Objektträgers bei einem Einfallswinkel von tex2html_wrap_inline3355 . Man sieht deutlich die Erhöhung der Fluoreszenzlinien (Ca, K, Mn, Fe und Cu) gegenüber dem Streuberg bei streifenden Einfall.

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Abbildung: Pflanzenasche auf Quarzobjektträger - Gemessen wurde die Probe einer Pflanzenasche, die mit Wasser vermischt auf einen Quarzwafer aufgetragen wurde. Die Spektren wurden einmal bei einem Einfallswinkel von tex2html_wrap_inline3355 aufgenommen und einmal bei streifendem Einfall auf den Objektträger (etwa 2.5 mrad). Das anregende Spektrum wurde mit einem Cutoff Spiegel ab etwa 13 keV unterdrückt.

Als weitere organische Proben wurde Algenmaterial untersucht. Es handelte sich hier bei um zwei verschiedene Algenarten (Scenedesmus obliquus bzw. Chlorella), wobei die erste Algenkultur (IAEA 392) unter normalen Umweltbedingungen gewachsen war und die zweite (IAEA 393) in einer Umgebung mit überhöhten Schwermetallkonzentrationen. Die Algen stammten aus einer Studie der IAEA [IAE96]. Die Zellgrößen der Algen sollten im Bereich einiger tex2html_wrap_inline4379 liegen. Die Spurenelementzusammensetzungen, die mit SYXRF gemessen wurden, sind in Tabelle gif aufgelistet.

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Tabelle: Spurenelementanteile in den Algenproben IAEA 392 und IAEA 393 - In der Tabelle werden die Spurenelementanteile der Algenproben gezeigt, so wie sie sich aus SYXRF Messungen ergaben. Die angegebenen Fehler entsprechen den Streuungen der Werte aus jeweils drei verschiedenen Messungen. Die Anteile beziehen sich auf das Gesamtgewicht der Probe.

Die Werte sind in ppm angegeben bis auf Ca, K und S, die in Gewichtsprozent angegeben sind. Zur Messung wurde Probenmaterial von jeweils etwa 200 mg zu einer Pille gepreßt (10 mm Durchmesser, etwa 2 mm dick), die mit SYXRF gemessen wurde. Die Auswertung der Messungen erfolgte mit SXNAX [SXN]. Hierbei wurde eine Zellulosematrix angenommen (H: 7.0%, C: 43%, O: 50%).
Bei den TXRF Messungen der Algen erfolgte der Probenauftrag des Materials auf zwei verschiedene Weisen. Da die Probengröße mit wenigen tex2html_wrap_inline4379 für organisches Probenmaterial noch als klein zu bezeichnen war [Klo89], wurden die Algen zunächst in Pulverform auf den Objektträger gestrichen. Die Probenmenge war hierbei jeweils etwa 0.5 mg. Somit konnte die Flächenbelegung für die tatsächlich durch Probenmaterial belöegte Fläche mit etwa 1 abgeschätzt werden. Bei einem zweiten Verfahren wurde das Material zuvor in Salpetersäure (53%) gelöst. Hierbei wurden jeweils 30 mg Algenmaterial in 0.5 ml Säure gegeben. Zur Messung wurde ein Tropfen auf den Objektträger aufgetragen und an Luft getrocknet. Die Flächenbelegung wurde hierbei mit etwa 200 abgeschätzt. In Abbildung gif sind drei Spektren der schwermetallhaltigen Algen zu sehen. Dargestellt ist das Spektrum einer SYXRF Messung bei einem Einfallswinkel von tex2html_wrap_inline3355 und zwei TXRF Spektren bei Einfallswinkeln von jeweils etwa 1 mrad. Die Fluoreszenzspektren sind über die anregende Gesamtintensität, die mit dem Streudetektor aufgenommen wurde, gegeneinander normiert. Die untersuchte Probenmenge war bei den TXRF Messungen um mehr als einen Faktor 100 niedriger als bei den SYXRF Messungen. Die Meßdauer lag bei der SYXRF Messung bei 2000 s und bei den TXRF Messungen jeweils bei 300 s. Aufgrund der organischen Probenmatrix ist der Streuuntergrund auch im SYXRF Spektrum nicht sehr hoch. Das Auflösen des Materials in Säure brachte anscheinend keine weitere Verbesserung. Allerdings war die untersuchte Probenmenge bei dieser TXRF Messung auch geringer. Zudem könnte ein erhöhter Untergrund gerade im niederenergetischen Teil des Spektrums darauf hindeuten, daß der Quarzobjektträger nicht optimal im Strahl positioniert war und es so zu Streustrahlung an der Vorderkante kam. Der Detektor stand zwar so nah am Target, daß die Vorderkante des Objektträgers außerhalb des Öffnungswinkels lag, aber es könnte eventuell zu Mehrfachstreuungen am Objektträger und an der Luft gekommen sein.
Bei den TXRF Spektren ist deutlich eine Erhöhung der niederenergetischen Fluoreszenzlinien zu erkennen. Das liegt an der dünneren Probenmatrix und der dadurch wegfallenden Absorption der Fluoreszenzstrahlung in der Probe. Dahingegen verschwinden die höherenergetischen Fluoreszenzlinien im Spektrum. Als höchste Linie ist die Pb tex2html_wrap_inline4029 - Strahlung noch zu erkennen. Die Intensitäten der höherenergetischen Linien nehmen bei etwas höheren Einfallswinkeln sehr schnell ab, da zum einen die Reflexion der anregenden Strahlung wegfällt und zum anderen Strahlung in den Probenträger eindringt und dort gestreut wird. Anhand der Ergebnisse, die mit den TXRF Messungen an den gelösten Algen erzielt worden sind, wurden die relativen Konzentrationen der gemessenen Elemente bestimmt. Hierzu wurden die anregenden Spektren berechnet, die auf einem Quarzobjektträger bei streifendem Einfall zu erwarten sind. Da der Einfallswinkel nicht genau bestimmt werden konnte, wurde die Rechnung für verschiedene Winkel zwischen 1 und 2 mrad durchgeführt. Die Probendicke wurde mit 200 angenommen, wobei 99% der Probenmatrix aus Zellulose bestehen sollte. Mit SXNAX wurden die Elementkonzentrationen im restlichen Teil der Matrix bestimmt. Dazu wurde der jeweilige angenommene Einfallswinkel auf den Objektträger als Einfallswinkel auf die dünne Zelluloseschicht betrachtet und die Wechselwirkung mit dem Quarzreflektor vernachlässigt. In Tabelle gif sind die relativen Spurenelementanteile aufgelistet. Zum Vergleich zu den mit SYXRF erzielten Meßergebnissen wurden die Elementanteile auf ein Gesamtgewicht normiert, das den Werten aus Tabelle gif entspricht.

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Tabelle: Relative Spurenelementanteile in den Algenproben - Die angegebenen Elementkonzentrationen ergaben sich bei einer TXRF Messung. Mit TXRF können die absoluten Anteile nicht direkt bestimmt werden. Daher wurden alle gemessenen bzw. ausgewerteten Elemente auf 100% normiert. Zum Vergleich sind in den Klammern die Werte angegeben, die dem Gesamtgewicht der angegebenen Elemente in der jeweiligen Probe in Tabelle gif entsprechen.

Bei angenommenen Einfallswinkeln zwischen 1.0 und 1.5 mrad blieb die berechnete Elementzusammensetzung in etwa gleich. Erst bei einem angenommenen Einfallswinkel von 2.0 mrad waren bei der Rechnung Änderungen gerade für die höherenergetischen Linien zu erkennen, da deren Strahlung nicht mehr vollständig reflektiert wird. Absorptionseffekte spielten bei der Rechnung keine Rolle.
Über das Verhältnis der experimentellen Zählrate zur theoretisch erwarteten bei der angesetzten Targetdicke der sichtbaren Elemente (2 ) läßt sich eine Abschätzung der tatsächlichen Targetdicke machen. Dabei kommt man für die erste Messung (IAEA 392) auf 0.56 und bei der zweiten Messung (IAEA 392) auf 1.46 .
In Abbidung gif ist ein Spektrum der Probe IAEA 392 zu sehen, bei dem mit Hilfe des Cutoff Spiegels die anregende Strahlung ab etwa 11 keV unterdrückt wird.

   figure1428
Abbildung: Algenprobe IAEA 392 mit Cutoff - Zu sehen ist ein TXRF Spektrum der Algenprobe IAEA 392. Der Einfallswinkel lag bei etwa tex2html_wrap_inline3963 . Der hochenergetische Teil des anregenden Spektrums wurde mit Hilfe des Cutoff Spiegels unterdrückt. Dadurch verschwindet der Streuuntergrund im Fluoreszenzspektrum fast vollständig.

Der Streuuntergrund im Spektrum wurde hierbei weitgehend unterdrückt. Deutlich sind die Fluoreszenzlinien von S, K, Ca, Mn, Fe, Cu und Zn zu sehen. Vergleichbare Messungen wurden auch mit der Algenprobe IAEA - 393 durchgeführt. Da allerdings auch höherenergetische Linien angeregt werden sollten, wurden die meisten Messungen mit dem vollen Synchrotronspektrum aufgenommen.

   figure1435
Abbildung: Algenprobe IAEA 393 - Die Spektren zeigen Messungen von Algenmaterial. Das obere Spektrum entstand bei einer SYXRF Messung des zu einer Pille gepressten Materials bei einem Einfallswinkel von tex2html_wrap_inline3355 . Die Meßdauer betrug hierbei 2000 s und die Probendicke von 250 . Die beiden anderen Spektren wurden in TXRF Geometrie aufgenommen. Hierbei wurden jeweils Einfallswinkel von etwa 1 mrad eingestellt. Bei den beiden mittleren Messungen wurde das Probenmaterial in pulverisierter Form auf den Objektträger aufgetragen. Bei der letzten Messung wurde das Probenmaterial in Salpetersäure gelöst. Die angegebenen Probendicken bei den TXRF Messungen sind lediglich Abschätzungen. Die Spektren sind über die einfallende Intensität gegeneinander normiert.

Analyse von Pigmenten in Ölfarben

Eine mögliche Anwendung der TXRF im Bereich archäometrischer Materialuntersuchungen ist die Analyse von Pigmenten in Ölfarben. Die Fragestellung solcher Analysen ist meist die Identifizierung und Unterscheidung einzelner Pigmente, um so mehr über die Entstehungsgeschichte eines Bildes zu erfahren [Weh67] [Dev96]. Dabei kommt es weniger auf die absoluten Stoffmengen in der Probe an, als vielmehr auf die relativen Elementverhältnisse in den farbgebenden Substanzen. Eine generelle Anforderung an archäometrische Untersuchungsmethoden ist die Zerstörungsfreiheit bzw. die Zerstörungsarmut. So ist im Regelfall bei Farbanalysen eine zerstörungsfreie Methode wie zum Beispiel SYXRF [Mom96a] oder PIXE [Nee94] vorzuziehen. Allerdings ist eine Untersuchung im Labor bei wertvollen Objekten, also zum Beispiel Ölgemälden, oftmals unerwünscht oder nicht möglich. So können bei einem Transport ungleich größere Schäden auftreten als bei einer kontrollierten minimalen Probennahme vor Ort. Eine besonders 'sanfte' Art der Probennahme speziell für TXRF-Messungen wurde von R. Klockenkämper et al. [Klo93][Moe95] vorgeschlagen. Hierzu reibt man auf dem Gemälde mit einem trockenen Wattestäbchen über die zu untersuchende Farbfläche. Im Labor streicht man dann mit dem Wattestäbchen einmal über einen Objektträger, der mit TXRF untersucht wird. Dabei wird eine Probenmenge von weniger als 100 ng aufgetragen [Klo93]. Die Probe, die dem Gemälde hierbei entnommen wird, liegt im Mengenbereich von etwa 1 tex2html_wrap_inline3181 . Somit kann man zumindest von einer extrem zerstörungsarmen Untersuchungsmethode sprechen. Zu beachten ist allerdings, daß normalerweise eine Schutzschicht ( 'Firnis') über den eigentlichen Farben liegt. Eine Probennahme auf diese Art und Weise bietet sich also nur an, wenn diese Schutzschicht fehlt oder zum Beispiel im Verlauf von Restaurationsarbeiten entfernt worden ist.
Im Rahmen dieser Arbeit wurden Pigmentuntersuchungen nach der oben beschriebenen Methode durchgeführt. Zur Verwendung kamen hierbei handelsübliche Ölfarben der Firmen H. Schmincke (Erkrath) und Windsor & Newton (London). Nachdem die Farben direkt aus der Tube auf Karton aufgebracht wurden, konnten sie dort etwa 3 Tage an der Luft trocknen. Unmittelbar vor den Messungen wurden die Farben mit einem Wattestäbchem beprobt. Bei den Farben der Firma Windsor & Newton handelte es sich um schnelltrocknende Farben, während die der Firma Schmincke bei der Beprobung noch nicht ganz getrocknet waren. Bei der Probennahme wurde jedoch darauf geachtet, nur solche Stellen auf der Farbe zu beproben, die offensichtlich bereits angetrocknet waren. Insgesamt wurden acht verschiedene Ölfarben untersucht (siehe Tabelle gif).

  
Tabelle: Untersuchte Ölfarben

Die verwendeten Wattestäbchen wurden in einem Drogeriemarkt besorgt. Es handelte sich um zwei unterschiedliche Sorten (Hartmann, Heidenheim; 'Q-Tip' Elida Gibbs, Hamburg). Jeweils ein Stäbchen der beiden Chargen wurde vorher mit konventioneller SYXRF untersucht, um Aufschluß über mögliche Verunreinigungen während der Probennahme zu bekommen. Es stellte sich heraus, daß die Watte beider Sorten Spuren an Titan und Brom enthielt (siehe Abbildung gif).

   figure1469
Abbildung: SYXRF Spektrum Wattestäbchen - Jeweils ein Wattestäbchen der beiden zur Probennahme verwendeten Chargen wurde mit konventioneller XRF untersucht. Es waren vor allem Anteile an Titan und Brom in der Watte zu finden. Beim Bestreichen des Objektträgers mit einem Wattestäbchen ohne Probe konnten allerdings keine Kontaminationen durch die Watte festgestellt werden.

Als nächstes wurde ein Wattestäbchen ohne Pigmentprobe über einen der Objektträger gestrichen und dieser dann im TXRF Aufbau untersucht. Die Leermessung zeigte allerdings, daß auch nach mehrmaligem Reiben kein Titan oder Brom auf dem Objektträger festzustellen war. Somit konnten Verunreinigungen aus der Watte bei den Messungen vernachlässigt werden.

   figure1476
Abbildung: TXRF Spektren der gemessenen Farben - Zu sehen sind hier die TXRF Spektren der acht untersuchten Farben. Der Einfallswinkel auf den Objektträger entspricht hierbei jeweils etwa tex2html_wrap_inline4347 bzw. 1.5 mrad. Die Elemente der farbgebenden Pigmente sind jeweils hervorgehoben. Nur bei der Farbe Phtalocyaningrün ist das gesuchte Element, nämlich Kupfer, nicht eindeutig zu erkennen, was zum einen an der geringen Konzentration in der Farbe und zum anderen an der Position der Cu tex2html_wrap_inline3285 -Linie direkt neben der Ta tex2html_wrap_inline4027 -Linie liegt. Außerdem ist das Kadmium in den letzten beiden Spektren nur schwer nachzuweisen.

Die Proben waren mit dem bloßen Auge meist nicht zu erkennen, so daß der Probenauftrag erst auf dem bereits im Targethalter installierten Objektträger vorgenommen wurde. Über die durch Probenmaterial beeinträchtigte Reflexion des Justagelasers auf der Oberfläche konnte die Position der Probe bestimmt werden bzw. sichergestellt werden, daß sich überhaupt Probenmaterial auf dem Objektträger befand.
Bei den Messungen der Ölfarben wurde auf den Einsatz des Cutoff Spiegels verzichtet, da möglichst viele Elemente angeregt werden sollten. In der Tat konnten bis auf eine Farbe sämtliche Pigmente identifiziert werden. Probleme gab es nur bei Phtalocyaningrün. Dies lag zum einen daran, daß es sich bei dem gesuchten Element um Kupfer handelt. Die Cu tex2html_wrap_inline3285 Linie liegt jedoch direkt neben der Ta tex2html_wrap_inline4029 Linie, so daß es bei der festgestellten Tantal Kontamination auf der Objektträgeroberfläche (siehe Abbildung gif)zu einer Überlagerung kam. Das Kupfer konnte nicht eindeutig nachgewiesen werden. Allerdings handelt es sich bei Phtalocyaningrün auch um einen modernen, künstlichen und hauptsächlich organischen Farbstoff, bei dem das Kupfer nur als ein kleiner Bestandteil zugegeben wird [Weh67]. Schwierigkeiten gab es ansonsten nur bei Kadmium, da hier keine die K-Strahlung festzustellen war ( tex2html_wrap_inline3285 : 23.1 keV, tex2html_wrap_inline4011 : 26.1 keV). Die Identifizierung erfolgte über die L-Strahlung.
Um zum einen eine Abschätzung der untersuchten Probenmenge zu machen und zum anderen bei mehreren Pigmentbestandteilen die relativen Konzentrationen zu bestimmen, wurde auch hier eine SXNAX Auswertungf durchgeführt. Hierbei wurde die Absorption der Fluoreszenzstrahlung in der Probenmatrix vernachlässigt. Ausgehend von einer Probendicke von 0.1 wurden die experimentellen Intensitäten jeweils mit den theoretischen verglichen und so die Probendicke an die experimentellen Werte angepaßt. Die auf diese Weise abgeschätzten Probendicken sind in Tabelle gif aufgelistet.

  
Tabelle: Mit TXRF gemessene Bestandteile und Probendicken der untersuchten Ölfarben

Bei den festgestellten Probendicken fällt auf, daß von den Proben der zweiten Firma offensichtich weniger Material auf den Probenträger aufgetragen werden konnte. Das kann, wie bereits erwähnt, daran liegen, daß es sich hierbei um moderne schnelltrocknende Farben handelte. Im ganzen liegen die untersuchten Probenmengen im Submikrogrammbereich, so daß die Zerstörungsarmut dieser Probennahmemethode gewährleistet ist.


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Anno Hein
Fri Apr 4 12:36:40 CEST 1997