Im Juni diesen Jahres fand eine magnetische Prospektion in Mechernich-Obergartzem statt. Auch auf diesem Prospektionsgebiet soll ein Gewerbegebiet entstehen. Abbildung 5.6 zeigt dieses Gebiet. Die hierfür erforderliche archäologische Prospektion wurde ebenfalls von der WIBA e.V. durchgeführt [WiB97]. Bei dieser Prospektion kam zum ersten Mal der selbstgebaute Meßwagen zum Einsatz. Ein zuerst geplanter Test des Meßwagens auf den Feldern I, II und III in Mechernich zwecks Vergleich zwischen einer Vermessung ,,per Hand`` und einer mit einem Wagen durchgeführten Prospektion konnte leider nicht durchgeführt werden, da zu diesem Zeitpunkt der Bewuchs auf diesen Feldern für eine Prospektion bereits zu hoch war. Auch konnte nicht damit gerechnet werden, daß dieses Feld noch einmal gemäht werden würde, da die Bauarbeiten in diesem Gebiet bereits in vollem Gange waren. So nahm man das Angebot der WIBA e.V. dankend an, eine Prospektion in Obergartzem auf dem Gebiet einer ehemaligen Villa Rustica durchzuführen. Das Hauptgebäude dieser Villa befand sich auf einem angrenzenden Grundstück. Hier gilt es, die Frage zu klären, ob sich auf dem zu prospektierenden Gebiet weitere Neben- und Wirtschaftsgebäude dieser Villa Rustica befanden.
Abbildung 5.6: Meßgebiet in Obergartzem
Die Prospektion wurde hierbei auf ein Gebiet konzentriert,
das sich durch eine große Anzahl von römischen Scherbenfunden auszeichnet. Den
Hauptteil an diesen Funden bilden römische Dachziegel. Abbildung 5.7
zeigt eine Einzelfundaufnahme der auf diesem Gebiet gefunden Scherben
[WiB97]. Diese wurden archäologisch datiert und in diese Karte
eingetragen. Stelle 3 und Stelle 4 bezeichnen Orte besonders hoher
Funddichten. Norden befindet sich oben. Die ungefähre Lage der Meßgebiete
wurde ebenfalls in die Karte eingetragen. Die genaue Lage ist nicht bekannt,
da die Meßfelder noch nicht exakt eingemessen wurden. Feld I ist quadratisch
und hat eine Kantenlänge von . Feld II hat eine Ausdehnung von
in Ost-West-Richtung und von
in Nord-Süd-Richtung.
Abbildung 5.7: Einzelfundaufnahme mit ungefährer Lage der Meßgebiete
Das Meßfeld wurde so ausgerichtet, daß die Profile in Nord-Süd-Richtung
abgefahren werden konnten. Die Messung wurde diskret durchgeführt, d.h. daß
mit jeder halben
Radumdrehung jeweils nur ein Meßwert genommen wurde. Hieraus resultiert ein
Meßpunktabstand von . Der Abstand zwischen den Profilen beträgt
jeweils
. Es wurde eine Sensorhöhe von
gewählt. Der zweite
Sensor befand sich in einem vertikalen Abstand von
über dem unteren
Sensor.
Da die Meßdaten auch zeitliche Informationen enthalten, konnte die mittlere
Geschwindigkeit während der Messung bestimmt werden. Sie betrug
. Berücksichtigt man, daß die Meßwertaufnahme bei
diskreter Messung eine halbe Sekunde dauert, so kommt man zu einem
Positionsfehler von
pro Linie. Es resultiert also ein
Gesamtfehler von
. Abbildung 5.8 zeigt die Meßdaten,
deren Posititionen um
in die jeweilige Laufrichtung korrigiert worden
sind. Der theoretisch erwartete Positionierungsfehler stimmt also mit dem
tatsächlich vorhandenen überein. Zusätzlich wurde auch der Heading Error
korrigiert. Es fällt auf, daß im Gegensatz zu den Messungen in Mechernich die
Anomalien auf diesem Gebiet vom Betrag her kleiner sind.
Von links oben nach rechts unten zieht sich eine längliche Struktur
durchs gesamte Magnetogramm. Sie könnte ein Hinweis auf eventuell noch
vorhandene Mauerfundamente sein. Weiterhin befindet sich ungefähr in der Mitte
der Abbildung eine
lange und
breite positive Anomalie. Ihr
Maximum liegt bei
. Die längere Seite ist in Ost-West-Richtung
ausgerichtet. Sie wird in Abschnitt 6.2.2 durch theoretische
Störkörper modelliert. In der rechten unteren Ecke des Bildes ist deutlich
eine Struktur zu erkennen, die aus mehreren positiven Anomalien von ungefähr
Größe mit einem Durchmesser von ca.
besteht, die
halbkreisförmig angeordnet sind. Um diese interessante Struktur näher zu
untersuchen, wurde beschlossen, ein zweites Meßfeld abzustecken, das die
Anomalie mittig enthält.
Abbildung 5.8: Korrigierte Daten des ersten Feldes in Obergartzem im
Graustufenplot von bis
Abbildung 5.9 zeigt die korrigierten Daten des zweiten Meßfeldes,
das im Gegensatz zum ersten Feld kontinuierlich mit einem Meßintervall von
ausgemessen wurde. Die Breite in Ost-West-Richtung beträgt
,
und die Länge beträgt
. Die untere Sensorhöhe betrug ebenfalls
,
jedoch wurde jetzt ein Sensorabstand von
gewählt, da man sich von
einem größeren Sensorabstand einen höheren Kontrast versprach.
Auf diesem Magnetogramm ist sehr schön zu erkennen, daß die Verteilung dieser
Anomalien auf einen Halbkreis beschränkt bleibt. Mit
hat sich ihre
Größe nicht verändert, obwohl der Sensorabstand vergrößert wurde. Dies deutet
darauf hin, daß die magnetische Flußdichte bereits in
Entfernung auf
ein ungestörtes Niveau abgefallen ist und mit einer größeren Entfernung des
zweiten Sensors zur Anomalie kein Kontrastgewinn verbunden ist. Weiterhin
fällt eine zweite längliche Struktur auf, die links knapp unter der Hälfte des
Bildes beginnt und sich dann in Richtung der rechten unteren Ecke
fortsetzt. Auch dies könnte ein
Hinweis auf einen Mauerüberrest sein. Erstaunlich ist, daß diese Struktur
offensichtlich mit der Grenze von Stelle 3 übereinstimmt. Um diese Fragen
jedoch klärend zu beantworten, müßten an dieser Stelle Grabungen durchgeführt
und die Meßgebiete exakt eingemessen werden. Hier zeigt sich der große Nutzen
der magnetischen Prospektion. Man hat nun genaue Anhaltspunkte, wo man nach
eventuell vorhandenen archäologischen Strukturen suchen kann.
Abbildung 5.9: Korrigierte Daten des zweiten Feldes in Obergartzem im
Graustufenplot von bis