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Reflexion und Transmission

  Die Transmission und die Reflexion elektromagnetischer Strahlung läßt sich, wie in der Optik üblich, mit den Fresnelschen Formeln berechnen [Bor64] [Jac75]. Die Wellenlängen der Röntgenstrahlung liegen zwar im Bereich der atomaren Strukturen. Es kann jedoch trotzdem von homogenen Medien ausgegangen werden, da die Eindringtiefe größer ist [Par54]. Bei der Fresneltheorie werden die Amplituden des elektrischen Feldes tex2html_wrap_inline3467 betrachtet. An einer Grenzfläche unterscheidet man zwischen dem einfallenden Strahl tex2html_wrap_inline3469 , dem reflektierten Strahl tex2html_wrap_inline3471 und dem transmittierten Strahl tex2html_wrap_inline3473 , der unter einem gebrochenen Winkel in das zweite Medium eindringt. Für einen Abstand z zur Oberfläche ergeben sich dann folgende Beziehungen:

equation524

equation528

equation532

Hierbei sind tex2html_wrap_inline3477 und tex2html_wrap_inline3479 die Komponenten der jeweiligen Wellenvektoren tex2html_wrap_inline3481 parallel und senkrecht zur Oberfläche. Für die x-Komponente gilt die Randbedingung tex2html_wrap_inline3485 .
Man unterscheidet zwischen senkrecht und parallel zur Einfallsebene polarisierter Strahlung ( tex2html_wrap_inline3487 - und tex2html_wrap_inline3489 -Polarisation), wobei die Einfallsebene durch die Einfallsrichtung und den Normalvektor auf der Grenzfläche aufgespannt wird. Reflexion und Transmission für senkrecht polarisierte Strahlung lassen sich dann wie folgt berechnen :

  tex2html_wrap2292 tex2html_wrap2294
und für parallel polarisierte Strahlung:

tex2html_wrap2296 tex2html_wrap2298
Betrachtet man den Fall, daß Röntgenstrahlung von Luft in ein festes Medium eintritt, kann tex2html_wrap_inline3491 und tex2html_wrap_inline3493 gesetzt werden. Außerdem läßt sich tex2html_wrap_inline3495 durch Gleichung gif ausdrücken. Es ergibt sich für einen Einfallswinkel tex2html_wrap_inline3297 :

equation576

equation583


bzw:

equation590

equation597


Die entsprechenden Intensitäten der Strahlung ergeben sich mit tex2html_wrap_inline3499 aus dem Betragsquadrat der Amplituden. Somit erhält man für das Reflexionsvermögen von Röntgenstrahlung beim Übergang vom Vakuum in ein Medium folgende Ausdrücke [Hen93]:

  equation605

  equation613

wobei:

equation620

Das Verhältnis von senkrechter zu paralleler Polarisation gif ist für kleine Einfallwinkel nahezu 1, so daß im folgenden nur noch die Reflexion für senkrecht polarisierte Strahlung betrachtet wird. In Abbildung gif ist für verschiedene Reflektoren die Reflektivität für eine Energie von 20 keV gegen den Einfallswinkel aufgetragen. Die Abhängigkeit des kritischen Winkels von der Kernladungszahl des Reflektormaterials wird deutlich. Die Form der einzelnen Kurve hängt außerdem vom Verhältnis tex2html_wrap_inline3421 zu tex2html_wrap_inline3419 ab. Bei Vernachlässigung von tex2html_wrap_inline3421 würde man für die Reflektivität über den gesamten Winkelbereich unterhalb des kritischen Winkels den Wert 1 [Par54] erwarten. Da jedoch ein Teil der Strahlung im Reflektor absorbiert wird, liegt die Reflektivität unter 1 und die Kurve ist abgeflacht. Je kleiner das Verhältnis tex2html_wrap_inline3509 ist, desto größer ist die Reflektivität unterhalb des kritischen Winkels und desto schärfer erscheint der Übergang beim kritischen Winkel für Totalreflexion.

   figure621
Abbildung: Reflektivität gegen Einfallswinkel - Für verschiedene Reflektormaterialien ist die Reflektivität gegen den Einfallswinkel bezüglich einer Energie von 20 keV aufgetragen. Die Abhängigkeit des kritischen Winkels von der Elektronendichte im Reflektormaterial ist deutlich zu erkennen. Außerdem hängt der Kurvenverlauf vom Verhältnis tex2html_wrap_inline3509 ab. Je größer die Absorption im Reflektormaterial ist, desto flacher verläuft die Kurve

Trägt man die Reflektivität gegen die Energie der einfallenden Strahlung auf, werden die Absorptionseffekte deutlicher. Dies ist in Abbildung gif für Silizium und für Gold mit verschiedenen Einfallswinkeln in einen Energiebereich von 1 bis 30 keV zu sehen. An den Absorptionskanten nimmt die Reflektivität jeweils abrupt ab und steigt für die höheren Energien langsam wieder an. Bei Silizium liegt nur die K-Kante mit 1.84 keV im betrachteten Energiebereich. Bei Gold liegen dahingegen sowohl die M- (2.21 bis 3.43 keV) als auch die L-Bindungsenergien (11.92 bis 14.35 keV) in diesem Bereich. Dies führt, wie zu erkennen ist, zu einer Unterdrückung der Reflexion für die Energien oberhalb der Absorptionskanten.

   figure629
Abbildung: Reflektivität gegen Energie - Für verschiedene Einfallswinkel ist die Reflektivität gegen die Energie der einfallenden Strahlung einmal für einen Siliziumwafer und einmal für einen Goldwafer aufgetragen. An den jeweiligen Absorptionskanten wird die Reflektivität unterdrückt.

Neben dem aus der Optik stammenden Ansatz über elektromagnetische Wellen und Fresnelformeln kann die Reflexion von Röntgenstrahlung auch aus der Darwin-Prins Theorie hergeleitet werden [Com35]. Hierbei wird die Streuung der Strahlung an Atomlagen betrachtet, die parallel zur Oberfläche zu Schichten zusammengefasst werden. Dieser aus der Kristallographie stammende Ansatz führt zum gleichen Ergebnis [Hen72] [Hen93].


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Anno Hein
Fri Apr 4 12:36:40 CEST 1997